Projekt
In einer systematischen Literaturanalyse wird untersucht, wie psychologische Forschung seit dem Ende des Kalten Krieges Reaktionen auf die Bedrohung durch Atomwaffen beschreibt. Ziel ist eine Bestandsaufnahme vorhandener Evidenz zu Wahrnehmung, Emotion und Verhalten angesichts nuklearer Risiken – mit Relevanz für Bildung, Medien und politische Kommunikation in Zeiten wachsender globaler Unsicherheit. Mehr als drei Jahrzehnte nach den letzten umfassenden Übersichten zu psychologischen Reaktionen auf atomare Bedrohungen besteht Bedarf, den Forschungsstand neu zu erfassen. Es wird analysiert, welche Themen und Fragestellungen bisher untersucht wurden, welche Methoden eingesetzt werden und inwieweit sich eine zusammenhängende Forschungsgemeinschaft entwickelt hat. Die Literaturanalyse basiert auf einer systematischen Suche in Web of Science und SCOPUS. Von über 18.000 identifizierten Arbeiten erfüllten 256 die Kriterien für eine inhaltliche Auswertung. Diese wurden hinsichtlich Publikationsverlauf, Autorennetzwerken, Stichprobenauswahl und verwendeten Messinstrumenten untersucht. Die Ergebnisse zeigen ein wiederauflebendes, aber noch wenig vernetztes Forschungsfeld. Eine kohärente Forschungsgemeinschaft hat sich bisher kaum herausgebildet, und viele Studien bleiben Einzelarbeiten mit begrenzter Generalisierbarkeit. Gleichzeitig lässt sich eine zunehmende methodische Vielfalt und ein wachsendes Interesse an der Relevanz nuklearer Bedrohungen für gesellschaftliches Erleben und Verhalten erkennen. Die Befunde liefern damit eine Grundlage für zukünftige Forschung zu globalen Bedrohungswahrnehmungen und deren Vermittlung in Bildung und öffentlicher Kommunikation.

Wissenschaftliche Mitarbeiterin
+49 7071 979-282h.fischer@iwm-tuebingen.deJun.-Prof. Astrid Kause, Leuphana Universität Lüneburg
Dr. Zia Mian, Princeton University, USA
Prof. Susan Fiske, Princeton University, USA